Besuch
der Leibstädter in Laibstadt
LAIBSTADT (nh/nhe) - Nachdem die fränkischen
Laibstädter im letzten Jahr mit einem Bus ins schweizerische
Partnerdorf Leibstadt gefahren waren, stand am vergangenen
Wochenende ein Gegenbesuch an. Die meisten der angereisten
Gemeinderatsmitglieder aus dem Kanton Aargau waren schon öfter in
Laibstadt. Im Mittelpunkt steht das Engagement die
mittlerweile fast 20 Jahre andauernde Partnerschaft weiter zu
pflegen.
Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk war die Delegation aus dem
Alpenland zum vereinbarten Zeitpunkt am Samstag Vormittag im
Laibstädter Unterdorf eingetroffen. Im genau vor einem Jahr fertig
gestellten Pfarrheim wurden die Gäste von den Vereinsmitgliedern des
Heimatvereins und einer Abordnung der KLJB, die letztes Jahr beim
Besuch in der Schweiz vertreten war, empfangen. Stadt- und
Kreisrätin Helga Peter konnte bei der Begrüßung viel Interessantes
über die Gemeinde Heideck und den Landkreis Roth erzählen, für das
die Gemeinderäte aus der Schweiz ein offenes Ohr hatten. Walter
Anderhub, Gemeindeamann von Leibstadt, zeigte sich erfreut, dass
nach einem Jahr endlich der Gegenbesuch gelungen sei. "Nachdem ihr
letztes Jahr zu unserem Dorffest so zahlreich zu uns gekommen seid,
haben wir die Gegeneinladung gerne angenommen." Nur durch einen
regen Austausch und ein immer besseres Kennen lernen könne auch in
Zukunft eine bereichernde Zusammenarbeit gelingen. Als Gastgeschenk
überreichte die Gruppe zwei schön geformte Buchsbäume, die als
Gestaltungselemente vor dem renovierten Pfarrheim Platz gefunden
haben.
Der Nachmittag stand für eine Stadtführung durch Hilpoltstein zur
Verfügung. Stadtarchivar Friedrich Trümper konnte dabei viel
Interessantes aus der Geschichte der Stadt erzählen. Nach der
Besteigung der Burg bot sich ein herrlicher Blick auf die Altstadt.
Im Finanzamt konnte eine historische Stuckdecke mit der Darstellung
des alten Karthago bewundert werden, ehe es vorbei am Jahrsdorfer
Haus, dem ehemaligen Amtsgericht, dem Rathaus und dem Schwarzen Ross
wieder zurück zum Haus des Gastes ging. Bei einem kurzen Abstecher
zur Schleuse Eckersmühlen fuhr gerade wie bestellt der Frachtkahn
River Dance ein. So hatten die Gäste die Möglichkeit live einen
kompletten Schleusengang mitzuerleben. Rund eine halbe Stunde
dauerte es, bis das Wasser in die Sparbecken gepumpt und das Schiff
24 Meter in die Tiefe gesunken war.
Beim Gottesdienst am Sonntag begrüßte der neue Kaplan Martin
Seefried, der zum ersten Mal in Laibstadt Gottesdienst hielt, die
Leibstädter aus der Schweiz ganz herzlich und wünschte weiter eine
gute Partnerschaft. Danach führten Marcus Hohmann und Stadtpfarrer
Tobias Göttle durch die Kapell, die einst Grablege der Herren von
Heideck war. Heidecks Bürgermeister Ottmar Brunner hatte es sich
nicht nehmen lassen eigens für die Schweizer Gäste einen Empfang im
Bürgersaal mit Eintrag ins Goldene Buch auszurichten. "Es ist nicht
nur wichtig eine Partnerschaft ins Leben zu rufen", betonte er in
seiner Ansprache, "es ist auch sehr wichtig die partnerschaftlichen
Beziehungen zu pflegen." Denn sonst bestünde die Gefahr, dass diese
langsam aber sicher einschlafe. Er betonte zudem, dass die
Partnerschaft zwischen Laibstadt und Leibstadt bislang die einzige
Ortspartnerschaft im gesamten Gemeindegebiet sei, weshalb dieser
eine besondere Bedeutung zukomme. Sein schweizer Amtskollege
Anderhub berichtete von der Geschichte der Partnerschaft. Bereits
1990 habe der damalige OK-Präsident für die 125-Jahrfeier Leibstadts,
Leo Kalt, nach einer gleichnamigen Ortschaft gesucht. "Dank Internet
wurde er mit dem fränkischen Laibstadt schnell fündig und so konnte
damals eine Einladung ausgesprochen werden." Mit dem Heimtaverein
Laibstadt habe man einen guten Ansprechpartner gefunden. Dass sich
die Beziehungen so gut entwickeln würden, war damals jedoch noch
nicht abzusehen.
Am Nachmittag schloss sich noch ein Dorfrundgang an, damit die Gäste
auch Eindrücke vom fränkischen Laibstadt mitnehmen konnten. Adolf
Herler erzählte dabei Vieles zu Kirche, Schule und Rathaus. Die
gotische, mittelalterliche Kirche weise noch auf die ehemalige
Urpfarrei hin, während das 1876 errichtete, neuromanische Rathaus
mit Lisenengliederung auf den einstigen Stolz der ehemals größten
Dorfgemeinde im Bezirk Hilpoltstein hinweise. An einem unscheinbaren
Schacht wurde den Schweizern die lange Bergbautradition des Dorfes
erklärt. Einst habe es sogar kriegerische Auseinandersetzungen wegen
der Laibstädter Bergwerke gegeben, was zum Untergang der Herren von
Heideck mit beitrug. Heute würden die mit Wasser gefüllten Schächte
von der Feuerwehr bei Übungen und im Brandfall genutzt. Nachdem man
noch den neu errichtete Antonius-Bildstock besucht hatte, hieß es
Abschied nehmen, nicht jedoch ohne sich gegenseitig zu versichern,
die Partnerschaft auch weiterhin aufrecht erhalten zu wollen.
©1998 by
Werner Fürsich |